In ihrem Koalitionsvertrag legt sich die Bundesregierung auf das Ziel fest, die Klimaneutralität bis 2045 vor allem durch Emissionsminderungen im Inland, ergänzt durch Negativemissionen erreichen zu wollen. In begrenztem Umfang (bis zu 3% des EU-Ziels für 2040) sollen hierbei auch hochwertige Zertifikate aus Drittstaaten außerhalb Europas einbezogen werden.
German Biochar e.V. unterstützt den gezielten und begrenzten Einsatz hochwertiger außereuropäischer CO₂-Entnahmezertifikate gemäß Artikel 6 des Pariser Abkommens – sofern diese strenge Qualitätsstandards erfüllen.
Klare Ablehnung von Reduktions- und Vermeidungszertifikaten
German Biochar e.V. spricht sich klar gegen die Anrechnung internationaler Reduktions- oder Vermeidungszertifikate aus.
Der Einsatz solcher Zertifikate würde die Anreize für inländische Dekarbonisierungsmaßnahmen schwächen
und könnte zu unerwünschten Effekten zulasten heimischer Lösungen führen.
German Biochar e.V. fordert eine klare Trennung zwischen Emissionsreduktionszertifikaten (Vermeidungs-Zertifikaten) und Entnahme-Zertifikaten. Nur so kann gewährleistet werden, dass inländische Dekarbonisierungsmaßnahmen nicht geschwächt werden.
Voraussetzungen für die Einbeziehung internationaler CO₂-Entnahmezertifikate
Strikte Qualitätsstandards
Die Beurteilung der Qualität von C-Senken-Zertifikaten darf sich nicht allein auf die Nachhaltigkeit der Biomasse, exakte CO₂-Quantifizierung, robustes MRV (Monitoring, Reporting and Verification) und Konformität mit den Methodologien des CRCF (Carbon Removals and Carbon Farming Certification Framework) beschränken, sondern muss unbedingt auch soziale, ökologische und menschenrechtliche Kriterien berücksichtigen. Wir schlagen daher vor, auch die folgenden Aspekte in die Beurteilung mit einfließen zu lassen:
- Arbeitsrechtliche Vorgaben
- Umweltauflagen
- Soziale Standards
- Arbeitssicherheit
- Transparenz und lokale Auswirkungen
Maßnahmen zur dauerhaften Kohlenstoffentnahme und -speicherung im europäischen Inland müssen priorisiert werden.
Die geografische Verlagerung von CO₂-Entnahmeprojekten, beispielsweise in den globalen Süden, darf nicht zu neuen Abhängigkeiten und Gerechtigkeitskonflikten führen.
Ambitionierte Klimaziele im Herkunftsland
Internationale Entnahme-Zertifikate sollten nur dann anrechenbar sein, wenn die Herkunftsländer ambitionierte eigene Klimaziele definiert haben und diese erfüllen – andernfalls drohen Fehlanreize und eine Schwächung des globalen Klimaschutzes.
Inländische Senkenprojekte sollten im Vordergrund stehen, da internationale Projekte oft erheblich schwerer nachverfolgbar (MRV) sind.
Der Verkauf von Zertifikaten an reiche Länder könnte Anreize schaffen, bewusst keine oder niedrige Klimaziele zu setzen, um mehr Zertifikate ausstellen und vermarkten zu können.
Wir halten es für unrealistisch anzunehmen, dass Länder ihre Netto-Null-Ziele übererfüllen und dauerhaft überschüssige Zertifikate liefern können, weshalb der Fokus auf inländische C-Senkenproduktion unverzichtbar ist.
Weitere Vorschläge zur Einbindung ausländischer Entnahme-Zertifikate
Schrittweise und risikoorientierte Öffnung
Angesichts der aufgeführten Bedenken befürwortet German Biochar e.V. eine schrittweise Öffnung für internationale Zertifikate, die sich an den spezifischen Risiken der Herkunftsländer orientiert. Diese Risiko-Einstufung könnte analog zur Benchmarking-Liste der EU-Kommission, wie sie beispielsweise seitens der BLE im Rahmen der EU-DR Anwendung findet, eingesetzt werden.
Eine schrittweise Öffnung für ausländische Zertifikate bietet die Möglichkeit den Markt zu beobachten und etwaige unerwartete negative Entwicklungen ggfs. zu korrigieren.
Nationaler Sicherheitsmechanismus für ausländische Zertifikate
Zur Wahrung der Integrität von Klimaschutzverpflichtungen schlägt German Biochar e.V. vor, bei der Nutzung ausländischer Senkenzertifikate eine inländische Absicherung in angemessener Menge vorzusehen, für den Fall, dass ausländische Senken ausfallen.
Zu diesem Zweck schlagen wir die Einrichtung eines nationalen Sicherheitsmechanismus – beispielsweise in Form eines Fonds – vor, der eine angepasste Menge an zertifizierten inländischen Kohlenstoffsenken vorhält. Dieser Fonds würde im Bedarfsfall einspringen, etwa wenn sich einzelne ausländische Zertifikate nachträglich als ungültig oder nicht dauerhaft erweisen.
Der Sicherheitsmechanismus gewährleistet die tatsächliche Klimawirkung, fördert gleichzeitig den Aufbau verlässlicher inländischer Kohlenstoffsenken und minimiert Risiken bei internationalen Zertifikaten
Beseitigung von Hürden für CO2-Entnahme im Inland
Um den Fokus auf inländische CO2-Entnahme zu ermöglichen, müssen rechtliche und bürokratische Hürden, die eine Beschneidung der Wettbewerbsfähigkeit im Inland agierender Unternehmen darstellen, beseitigt werden.
Auf Deutschland bezogen sind unverhältnismäßige Hindernisse für Biochar Carbon Removal abzubauen, wie German Biochar e.V. es in seinen sechs Forderungen an die Bundesregierung dargestellt hat.
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