Wurzelapplikation von Pflanzenkohle – hohe Ertragssteigerung mit wenig Pflanzenkohle

Ithaka Institut Wurzelapplikation

von Hans-Peter Schmidt
übernommen aus dem Ithaka Journal

Für den Einsatz in der Landwirtschaft ist Pflanzenkohle insbesondere als ein Trägermittel für Nährstoffe zu verstehen. Sie muss vor ihrem Einsatz im Boden zunächst mit (organischen) Nährstoffen aufgeladen werden. Damit die Pflanzen aber maximal von der angereicherten Pflanzenkohle profitieren, muss sie dahin appliziert werden, wo die Wurzeln die Nährstoffe auch aufnehmen können. Auf diese Weise genügt schließlich eine Hand voll Pflanzenkohle pro Pflanze, um erhebliche Ertragssteigerungen zu erreichen.

Gliederung

  • Biomassepotential für nachhaltige Pflanzenkohle
  • Konzentrierte Wurzelapplikation von Pflanzenkohle
  • Anleitung zur Wurzelapplikation im Garten
  • Applikationstiefe und Aufwandmengen
  • Funktion der Wurzelapplikation
  • Nährstoffaufladung
  • Praktische Empfehlung zur organischen Aufladung von Pflanzenkohle
  • Einige Ergebnisse von über 250 Feldversuchen

Mit aufwändigen analytischen Verfahren wurde vor Jahren nachgewiesen (Glaser et al., 2001), dass die so enorm fruchtbaren Terra Preta Böden egal ob in Brasilien, Japan, Deutschland, Skandinavien oder Neuseeland häufig über 100 Tonnen Pflanzenkohle pro Hektar enthalten (Wiedner and Glaser, 2015). Das entspricht pro Quadratmeter in etwa einer knapp gefüllten Schubkarre voll Pflanzenkohle! Abgeleitet von dieser ursprünglichen Beobachtung, aber ohne stichhaltige Begründung, was an der vielen Kohle denn die Fruchtbarkeit der Böden bewirken soll, galt unter akademischen Experten in den letzten 10 – 15 Jahren: „Nur viel hilft viel“.

Obwohl sich in hunderten Topfversuchen und kleinen Feldstudien selten bis nie nennenswerte Ertragssteigerung von über 20% zeigten (und wenn doch,  dann meist nur, weil Äpfel mit Birnen verglichen wurden (Crane-Droesch et al., 2013)), empfahlen die Experten weiterhin die Einbringung von zehn, zwanzig oder gar fünfzig Tonnen Pflanzenkohle pro Hektar. Dass ein Landwirt für 50 Tonnen Pflanzenkohle fünf Sattelschlepper  bräuchte, um die Kohle an sein Feld zu bringen, hat keiner der Theoretiker als unzumutbar befunden. Ganz abgesehen davon, dass die 50.000 Euro, die die Einbringung von 50 Tonnen Pflanzenkohle pro Hektar mindestens kosten würde, lediglich einem generierbaren Einkommen von 1.200 Euro pro Hektar Mais gegenüberstehen. Selbst bei einer allerdings nie erreichten Verdopplung der Ernte würde sich die Investition selbst bis zur Rente nicht amortisiert haben.

Bei allem Enthusiasmus, der bezüglich der Pflanzenkohle in den letzten Jahren mitunter herrschte, führte die Diskrepanz zwischen Forschung und existentieller Praxis beinah dazu, dass die wunderbaren Möglichkeiten der Pflanzenkohle für die Schließung der landwirtschaftlichen Stoffkreisläufe von den Bauern verworfen wurden. Mit Idealismus lässt sich Presse machen und gelegentlich Fördergelder gewinnen, aber nicht mehr Korn vom Feld holen.

Den vollständigen Artikel weiterlesen unter:
http://www.ithaka-journal.net/wurzelapplikation
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Autor

Hans-Peter Schmidt
Gründungsdirektor des schweizerischen Ithaka Institute for Carbon Strategies. Mit seinem Institut entwickelt und verwirklicht er Konzepte klimapositiver Landwirtschaft in Europa, Asien und Lateinamerika. Er leitet die European Biochar Foundation und ist Editor des Biochar Journal.

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