Mittlerweile gelangt die Erkenntnis, dass wir zur Einhaltung zumindest des zwei-Grad Ziels nicht nur eine drastische Reduktion der CO2-Emissionen brauchen, sondern auch eine CO2-Entnahme aus der Atmosphäre (Negativemissionen) benötigen, immer mehr in die breite Öffentlichkeit. Wie aber wird Pflanzenkohle aus Sicht der Forschergemeinschaft wahrgenommen, die sich mit globaler Modellierung, Ökonomiemodellen und der ganzen Palette möglicher Negativemissions-Technologien beschäftigen, wie gut findet Pflanzenkohle Eingang in die IPCC-Berichte? Der Vortrag von Claudia Kammann beleuchtet den „Underdog“ Status von Pflanzenkohle im Konzert der intensiv beforschten NETs und widmet sich vielversprechenden Anwendungen und möglichen künftigen Forschungs- und Entwicklungsfeldern für die Herstellung von neuartigen Pflanzenkohleprodukten wie Komposit-Düngemittelkarbonisaten oder Stadtbaumsubstraten, auch vor dem Hintergrund veränderter Landschaftsgestaltung und nutzung. Gerade hier gilt: Es „geht“ so viel mehr als nur Holz! Dr. Kammann, geboren 1967, studierte von 1988 bis 1995 Biologie an den Universitäten Bayreuth und Kiel, Deutschland, und promovierte 2001 anschließend im Bereich Biogeochemie an der Justus-Liebig-Universität Gießen, Deutschland. Ihr erster Forschungsschwerpunkt lag auf den Auswirkungen steigender atmosphärischer CO2-Konzentrationen auf die Treibhausgasemissionen der potenten THG N2O und CH4 unter Verwendung einer FACE-Plattform (FACE = free air CO2 enrichment). Postdoc-Forschungen in Gießen, Irland und Neuseeland entlang dieser inzwischen bestätigten positiven Rückkopplungsmechanismen, die die globale Erwärmung beschleunigen, weckten bei C. Kammann das Interesse an Pflanzenkohle als (landwirtschaftliche) CDR-Technik. Im Jahr 2014 nahm C. Kammann den Ruf der Hochschule Geisenheim auf die Professur für Klimawandelfolgenforschung für Sonderkulturen an. Sie ist Autorin oder Koautorin von 88 begutachteten Publikationen (H-Index 47). Ihre Forschungsaktivitäten reichen von der Entwicklung von C-Senken-Düngemitteln auf Basis von Pflanzenkohle bis zur Implementierung von Agri-Photovoltaik im Sonderkulturanbau. Ihre Leidenschaft gilt der Entwicklung innovativer Anpassungs- und Minderungsstrategien für nachhaltige und klimaresistente Agrarökosysteme und urbane Gebiete, die für beide Seiten Vorteile für die Praxis erzielen („win-win“ Lösungen).